Ein Freundesleitfaden für das Berliner Clubleben: Die ungeschriebenen Regeln

von Otto Schwants-stein, 22. August 2025

Okay, Kumpel. Der lange Flug ist vorbei, du bist in deinem coolen Berliner Hotel angekommen und bereit, das aufregendste Nachtleben der Stadt zu erleben. Du hast die Legenden um Berghain, KitKat und Tresor gehört und willst jetzt wissen, wie du da reinkommst. Vergiss, was die Reiseblogs sagen. Hier sind die echten Tipps, direkt von mir für dich.

F: Stimmt es, dass Türsteher einen abweisen, wenn man Jeans und Freizeitkleidung trägt? Was hat es mit all den Regeln auf sich?

A: Du denkst wohl, das ist ein Spiel, oder? Mal ehrlich: Zieh deine weißen Sneaker, ein Poloshirt von „Casual Fridays“ und deine bequemste Jeans an. So kommst du *nicht* rein. Das ist kein Witz. In der Berliner Szene geht es ums Mitwirken, nicht nur ums Konsumieren. Dein Outfit ist deine Art zu sagen: „Ich verstehe euch. Ich gehöre dazu.“

„Kannst du das glauben? Die haben unseren Freunden direkt an der Tür vorgeschlagen, die Schlange zu verlassen und ihre Zeit nicht zu verschwenden!“, schimpfte meine Freundin aus den Pandemiejahren. „Und nur weil sie laut waren, Bier getrunken und rumgealbert haben, während sie in der Schlange standen!“, sagte ich. Ich meinte zu ihr, sie hätten Glück gehabt, dass der Türsteher sie nicht abgewiesen hat. Der hätte ja einfach „Heute nicht“ sagen und die Tür zuschlagen können.

Die tiefere Einsicht:
Der sicherste Weg, in Clubs wie dem KitKat abgewiesen zu werden, ist, in normaler Straßenkleidung zu erscheinen. Dazu gehören Jeans (vor allem blaue), schlichte T-Shirts, Kapuzenpullis und typische Freizeitkleidung. Türsteher sehen darin ein klares Zeichen von mangelndem Engagement und Respektlosigkeit gegenüber der Clubatmosphäre. Die legendären Einlasskontrollen der Clubs dienen dazu, diejenigen auszusortieren, die den einzigartigen, kreativen Geist der Szene nicht teilen. Es ist die Botschaft: Du bist Teil der Party, nicht nur Zuschauer.

F: Wie verhält es sich mit Clubtickets? Bekomme ich eine Rückerstattung, wenn mir der Einlass verweigert wird?

A: Glaubst du wirklich, es ist so einfach? Glaubst du, du kannst dir ein Ticket kaufen, in deinen langweiligen Klamotten auftauchen und im Falle einer Abfuhr einfach dein Geld zurückbekommen? Nein. So läuft das hier nicht.

Ein Freund von mir, ein junger Mann aus Miami, der noch nicht lange in der Stadt ist, erzählte mir von einem französischen Paar. Der Typ bekam von einem Türsteher auf einer Techno-Party die unmissverständliche Antwort: „Diese Franzosen feiern heute Abend nicht mit uns.“ Sie hatten bereits online Tickets für eine Silvesterparty gekauft. Er war völlig geschockt, als er erfuhr, dass es bei Einlassverweigerung keinerlei Rückerstattung gibt. Die Entscheidung des Türstehers ist endgültig, und das Ticket ist lediglich eine Einladung, sich in die Schlange einzureihen und beurteilt zu werden. Mit dem Kauf des Tickets geht man ein nicht rückerstattungsfähiges Risiko ein, das auf Aussehen und Einstellung basiert.

Die tiefere Einsicht:
Das ist ein entscheidender Punkt. Viele Berliner Clubs haben eine strikte „Keine Rückerstattung“-Richtlinie für Tickets, insbesondere wenn man am Eingang abgewiesen wird. Das Ticket garantiert zwar die Chance, in die engere Auswahl zu kommen, aber nicht den Einlass selbst. Deine Kleidung, dein Auftreten und deine Einstellung sind deine Eintrittskarte. Erscheine nicht betrunken oder laut in der Schlange und benutze auf keinen Fall dein Handy. Am besten betrachtest du das Ticket als verlorene Investition, wenn du nicht bereit bist, dich entsprechend zu verhalten.

F: Ich habe gehört, dass größere Gruppen von Männern sofort abgewiesen werden. Stimmt das?

A: Das ist kein Mythos, sondern Strategie. Türsteher in Clubs wie dem Berghain und dem Tresor wollen ein gemischtes Publikum. Wenn du mit fünf oder sechs Kumpels auftauchst, bist du quasi ein wandelndes Warnsignal. Sie suchen eine Gemeinschaft, keine Studentenparty.

Ich erinnere mich an eine Party, zu der mein Schwarm und ich gingen. Vor uns stand eine Gruppe von drei Jungs und zwei Mädchen aus Toulouse. Sie hatten einen Riesenspaß, lachten und unterhielten sich leise auf Französisch. Hinter ihnen stand eine Gruppe von sieben Jungs, ich glaube irgendwo aus Russland, die Bier tranken und lautstark herumschrien. Als der Türsteher sie sah, zeigte er nur auf die Gruppe aus Toulouse, und die durften rein. Zu der größeren Gruppe sagte er nur „Heute nicht“ und ging weiter. Die Botschaft war klar.

Die tiefere Einsicht:
Große Gruppen, insbesondere solche mit einem hohen Männeranteil, laufen Gefahr, abgewiesen zu werden. Clubs bevorzugen kleinere Gruppen mit einem ausgewogenen Geschlechterverhältnis. Am besten teilt ihr euch in Zweier- oder Dreiergruppen auf, während ihr ansteht. So wirkt ihr weniger wie eine lärmende Meute, sondern eher wie Einzelpersonen, die das Erlebnis genießen wollen.

F: Wie schaffe ich den „Berliner Look“, ohne albern auszusehen oder es zu übertreiben? Was soll ich tragen?

A: Das ist meine Lieblingsfrage. Man bekommt den Look nicht einfach, man verkörpert ihn. Es geht um Selbstausdruck und Selbstbewusstsein. Es geht nicht darum, nackt zu sein, sondern darum, mutig zu sein.

Ich hatte einen Freund, einen schwulen Mann über 40 aus Antwerpen. Er war wegen einer besonderen Party hier, machte sich aber Sorgen um sein Outfit. Er wollte nicht wie ein Teenager aussehen, aber auch nicht langweilig wirken. Also gingen wir zu Maskulo. Er suchte sich eine schicke, schwarze, glänzende Shorts und ein eng anliegendes Netzoberteil aus. Er sah in den Spiegel, und man konnte sehen, wie sein Selbstbewusstsein wuchs. Er verließ den Laden wie verwandelt. Er war nicht nur anwesend, er beherrschte den Raum.

Die tiefere Einsicht:
Der Dresscode in Clubs wie dem KitKat ist geprägt von Extravaganz, Fetisch und Kreativität. Hier ist alternative Mode gefragt. Leder, Latex, PVC, Vinyl, Harnesses und als Oberbekleidung getragene Dessous sind ausdrücklich erwünscht. Nicht zu verhüllen, aber auch nicht nur in knapper Unterwäsche aufzutauchen, reicht nicht – die Clubs wollen Kreativität und Stil sehen. Unsere Kollektionen Maskulo und Outtox bieten dafür tolle Optionen. Wie wäre es zum Beispiel mit Leggings, sexy Tops oder Bodysuits, die sowohl stylisch als auch funktional für die Tanzfläche sind?

F: Wie sieht es mit Handys und Nüchternheit aus?

A: Die Regeln sind einfach und unmissverständlich. Handynutzung in der Warteschlange ist verboten. Punkt. Es wirkt abwesend, missachtet das Fotoverbot und ist einfach uncool. Betrunken zu erscheinen ist ebenfalls tabu.

Ein Paar, das ich von einer Madridreise kenne – ein heterosexuelles Paar aus Frankfurt –, wurde letztes Silvester der Eintritt zu einer Party verweigert, weil sie sichtlich angetrunken waren. Der Türsteher schüttelte nur den Kopf und sagte: „Heute Nacht nicht.“ Es war eine höfliche, aber bestimmte Abfuhr. Sie verpassten eine Party, die sie monatelang geplant hatten. Die Türsteher wünschen sich ein ruhiges und respektvolles Verhalten in der Schlange. Und keine Handynutzung. Es ist eine Kleinigkeit, aber sie macht den Unterschied.

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Hinweis: Bitte beachten Sie, dass der Artikel die persönliche Meinung des Autors widerspiegelt und keinerlei rechtliche Zusagen oder Garantien beinhaltet.

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